Homeschooling – man lernt nie aus und wächst mit seinen Aufgaben
„Homeschooling“ – schon der Begriff ist ein Paradoxon – entweder sind wir in der Schule oder zuhause. Naja, das konnte ja heiter werden, so die einhellige Meinung von uns Schülern der M10a, als es am 11.Januar 2021 hieß: Homeschooling (oder Distanzunterricht).
Insgesamt hat der Distanzunterricht mit dem Videotool Cisco Webex und der Lernplattform Mebis dann nach einigen Tagen schon funktioniert. Der Videounterricht übrigens viel früher als Mebis. Wir alle machten ganz neue Erfahrungen: lustige, kuriose, seltsame und ärgerliche Ereignisse wurden zum Alltag. Anfangs fehlten uns unsere Schulfreunde sehr. Alle Aufgaben alleine erledigen machte keinen Spaß. Mit den Webex-Konferenzen in den Fächern Deutsch, Englisch, Mathe, PCB, GSE und AWT kam ein wenig Routine in unseren so langweiligen Tag. Aber wirklich kommunikativ waren diese Online-Konferenzen auch nicht. Wer möchte schon dauernd mit grauen Kacheln sprechen. Darüber beschwerten sich auch unsere Lehrer ständig, aber zwingen konnten sie uns nicht dazu, unsere Kameras einzuschalten. Wäre bei einigen (wenigen) Schülern auch blöd gewesen, dann hätte man ja gemerkt, dass die nebenbei Youtube-Videos ansehen, online zocken oder einfach weiterschlafen. Wenn diese aufgerufen wurden und nicht antworteten, wurden sie schnell von anderen Mitschülern per Handy informiert. Oft kam dann die Entschuldigung: „Sorry, ich war am Klo.“ Man merkte schon deutlich, dass der Lockdown bei manchen zu einer schwache Blase führte. Positiv war an den Online-Meetings, dass man bei Unklarheiten sofort nachfragen konnte oder die Lehrer nach dem Meeting nochmal alleine online treffen konnte und quasi Einzelunterricht erhielt. Interessant fanden wir es, die verschiedenen und ständig wechselnden Bildschirm-Hintergründe der Mitschüler zu sehen. Plötzlich war Simon tatsächlich auf einer Südseeinsel. Lustig war auch, als der Kater unserer Lehrerin am Meeting teilnahm und sich nicht davon abhalten ließ, neugierig in die Kamera zu sehen.
Ein besonderes „Highlight“ war für uns, als unsere Klassenlehrerin meinte, sie müssten uns unseren tristen Alltag versüßen, uns Liebesapostel spielen lassen und uns zu Weltverbesserern machen. In Deutsch hatten wir einen Text von Art Buchwald mit dem Titel „Der Liebesapostel“ lesen dürfen, in dem der Protagonist anderen Menschen Komplimente machte und sie so dazu bringen wollte, ihrerseits wieder zu weiteren Menschen nett und höflich zu sein. Das sollten wir als Experiment während des Lockdown mit FFP2 Maske und einer Distanz von eineinhalb Metern zu anderen Personen ausprobieren. Haben wir schon erwähnt, dass sich die Sozialkontakte auf nur zwei Familien beschränkten? Naja, wir haben es positiv gesehen, wahrscheinlich wollte uns Frau Lottner tatsächlich ein bisschen aufmuntern. Einige von uns probierten ihren Charme dann tatsächlich an Familienmitgliedern aus, andere am Briefträger oder der Kassiererin im Supermarkt. Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus: von einem freundlichen „Danke, du bist aber nett!“ bis hin zu „Hau bloß ab und halt die F…!“. So Frau Lehrerin, zufrieden damit? Insgesamt gesehen war der Distanzunterricht eine neue und interessante Erfahrung für uns und unsere Lehrer und – man wächst ja bekanntlich mit den Aufgaben.
(Zusammengestellt aus den Erfahrungsberichten der Schülerinnen und Schüler der M10a/dl)