Seubersdorfer Schüler an die Macht
Auf die Frage, ob es ihnen im Parlament gefallen hat, schießen sofort alle Finger in der Klasse 4a der Grundschule in die Höhe – einschließlich des Fingers von Klassleiterin Edith Rappl. Kein Wunder, schließlich waren die 22 Viertklässler aus Seubersdorf die einzige Klasse aus der Oberpfalz, die im Maximilianeum selbst Politik machen konnte.
Beeindruckt waren die Neun- bis Zehnjährigen aber zunächst einmal vom Maximilianeum und dem großen Plenarsaal, wie Luca sagt. “Irgendwie sieht alles sehr alt aus, aber gleichzeitig auch neu und voll schön”, bestätigt Johannes und Lea erinnert sich: “Da waren auch überall rote Teppiche.” Selina war beeindruckt, dass die Abgeordnetenstühle zwar fest montiert sind, sich aber nach vorne und hinten verschieben lassen. “Ich hatte mir den Plenarsaal kleiner vorgestellt”, berichtet Julia. Aber als sie erfuhr, dass 187 Abgeordnete darin Platz haben müssen, sei ihr gleich klar geworden, warum er so groß ist. Aufgeregt waren sie schon, erzählen die Schüler und Leonie erklärt: “Es ist schon etwas Besonderes, dass wir ausgewählt wurden.” (pt)
Zur Aufregung trug natürlich auch bei, dass Landtagspräsidentin Barbara Stamm persönlich die Schüler begrüßte, bevor es in die vorher zugeteilten Arbeitsgruppen ging, in denen die Kinder unter anderem ihre Wünsche an die Politiker formulieren und auf Plakate schreiben konnten.
“Die Themen in den Gruppen waren zum Beispiel Gesundheit, Gerechtigkeit, Umwelt und Schule”, erinnert sich Julia, die in der Arbeitsgruppe mit dem Motto “In die Schule geh‘ ich gerne!?” mitarbeitete. “Die meisten in unserer Gruppe waren dafür, dass keine Proben mehr geschrieben werden sollen, sondern dafür die Mitarbeit im Unterricht und die Hausaufgaben benotet werden”, berichtet die Zehnjährige.
Außerdem habe der Wunsch nach längeren Pausen ganz oben auf der Liste gestanden. Auf Plakaten wurden diese Anregungen festgehalten und am späten Nachmittag im Plenum den Abgeordneten Brigitte Meyer, Kerstin Schreyer-Stäblein, Dr. Simone Strohmayr und Claudia Stamm präsentiert.
Daniel, der in der Gruppe mit dem Motto “Natürliche Umwelt?!” mitarbeitete, berichtet: “Wir haben uns darauf geeinigt, dass weniger geraucht werden sollte und dass es mehr Windräder geben soll statt Atomkraftwerken.” In der Gruppe “Gesundheit – ja klar!?” war aus der Seubersdorfer 4a unter anderem Johannes vertreten. Dort habe man sich als wichtigste Wünsche darauf geeinigt, dass in den Krankenhäusern viel Wert auf Hygiene und eine gute Ausbildung der Ärzte gelegt werden sollte.
“Und außerdem haben wir uns mehr Pflege für Alte, Behinderte und Babys gewünscht”, erzählt der Zehnjährige. Nicht so recht einig wurde man sich in der Gruppe “Das ist (un)gerecht!?”, ob Hausaufgaben ungerecht sind. “Da gab es unterschiedliche Meinungen”, berichtet Lea.
Einig waren sich aber die Seubersdorfer Schüler, dass der Besuch im Kinderparlament – außer von Edith Rappl wurden sie von Lehrerin Luise Gloßner und der Schülermutter Gudrun Bierschneider begleitet – ein großartiges Erlebnis war. “Wir haben dabei auch viele Schüler von anderen Schulen kennengelernt”, sagt Julia und fährt lachend fort: “In einer Schule gibt es zum Beispiel keinen Pausengong, stattdessen gehen die Fenster im Klassenzimmer automatisch auf.”
Johannes hat die Gruppenarbeit am besten gefallen: “Da konnte man abstimmen und musste auch Kompromisse eingehen.” Zum Abschluss gab es für jeden Schüler einen Rucksack, in dem auch ein Metallanstecker mit dem bayerischen Wappen lag, den die Kinder nun stolz tragen. Die verschiebbaren Stühle gefielen den Kindern besonders gut.
Am Springbrunnen vor dem Bayerischen Landtag war zunächst einmal Fototermin für die Klasse 4a. In der Mittagspause wurden die Schüler verköstigt. (pt)